Kapitel 4: „Die Werkzeuge der geistlichen Kunst“

4.2 Den Nächsten lieben, wie sich selbst


Was heißt das schon, den Nächsten lieben wie sich selbst? Was heißt sich selbst lieben? Diese uralten Fragen stellen sich für jeden und besonders für uns als Christusritter und mit jeder Situation neu und konkret. Wir glauben, darüber Bescheid zu wissen, was Liebe bedeutet. Aber oft ist das nur ein Abbild dessen, was wir uns selber zurechtgelegt haben. Wo wir selber in der Bestimmung von Liebe die Hand entscheidend im Spiel haben, kommt es gewöhnlich zu einer Karikatur davon. Wir nehmen nur zu gern das Maß von unseren eigenen Schuhen. Es ist höchst gefährlich, wenn wir Liebe von uns aus „definieren“ wollen. Von uns aus werden wir nur schwer, beim Nächsten wirklich ankommen oder landen. Ohne Risiko gibt es keine Liebe, vor allem keine Nächstenliebe. Wer dieses Risiko nicht eingeht, der schont vielleicht die heile Haut seines Ich, geht aber gleichzeitig des Lohnes und Gewinnes der Liebe, ja der Liebe selber verlustig. Liebe steckt an, öffnet und befreit, sie gewinnt, indem sie verliert.